Viele Leute, die ich kenne, haben halbfertige Manuskripte in irgendwelchen Schubladen, halbfertige Romanideen im Kopf. Seit Jahren, manchmal sogar seit Jahrzehnten. Oder sie erwähnen Erlebnisse – lustige oder dramatische – und kommentieren dann schließlich „Darüber sollte ich mal ein Buch schreiben.“
Die Leute, die ich kenne, die sich dann tatsächlich auch hinsetzen und einen Roman, einen Krimi, ein Drama oder sonstwas schreiben, lassen sich an einer Hand abzählen. Damit ist das Wichtigste zum Bücherschreiben eigentlich schon gesagt: Wer Bücher schreiben will, muss schreiben. So banal es klingt, aber genau das ist der Anfang. Nur ab und an, alle drei Monate, mal einen Satz am Buchprojekt weiterschreiben - das wird nix.
Und wie genau fängt man nun an? Mindset und Umfeld einrichten:
- Schreibroutine: Wer Bücher schreiben will, braucht Schreibroutine. Ja, auch dann, wenn man einen Job, Familie und einen Hund hat. Am besten legt man eine Zeit fürs Schreiben fest - und rückt nicht davon ab, auf gar keinen Fall. Zum Beispiel jeden Tag eine Stunde morgens. Jedes Wochenende vier Stunden am Sonntagnachmittag. Es ist erst einmal unerheblich, ob du nun ambitioniert jeden Tag vier Stunden oder doch nur jedes Wochenende zwei Stunden schreiben willst - aber wenn du einen Fahrplan festgelegt hast, dann weiche nicht davon ab. Unter keinen Umständen.
- Schreibort: Wo man gut schreiben kann, hängt sehr von der jeweiligen Persönlichkeit ab. Joanne K. Rowling hat große Teile ihres ersten Harry-Potter-Romans in einem Café geschrieben. Stephen King hat seine ersten Romane in einem kleinen Wohnwagen geschrieben, den er extra dafür gemietet hatte. Wenn man die Autobiografien von erfolgreichen Schriftstellern durchsieht, erkennt man zwei Muster: Die meisten empfehlen fürs Schreiben einen Raum, dessen Tür man schließen kann. Alleinsein und nachdenken können ist für den Schreibprozess wichtig. Das zweite Muster ist die anonyme Einsamkeit in einem Café: Einige Schriftsteller sagen, sie könnten gut schreiben, wenn sie alleine in einem Café sitzen. Das Hintergrundgemurmel sei inspirierend. Ich schreibe zum Beispiel gerne im Zug. Draußen saust die Landschaft vorbei und ich tippe Zeile um Zeile. Vielleicht motiviert mich dabei, dass ich sichtbar vorankomme, örtlich und mit meinem Text.
- Schreibziele: Es hilft, sich konkrete Ziele zu stecken. Jeden Tag eine Seite schreiben. Jeden Monat ein Kapitel schaffen. Bis zum Jahresende das Buch fertighaben. Denn - die Schreibroutine nutzt gar nichts, wenn man dann eine Stunde vor der leeren Seite sitzt und nichts zustande bringt. Ja, und wenn einem nichts einfällt? Viele erfolgreiche Schriftsteller empfehlen, trotzdem einfach zu schreiben. Irgendwas. Über alles, was man so im Kopf hat. Denn meist kommen die Ideen, während man schreibt.
Lauter Roman-Anfänge in der Schublade
Ich hatte auch seit Jahren, ach was, seit Jahrzehnten angefangene Krimis, Drehbücher, Dramen, Episoden in Schubladen und Computerdateien gehortet. Irgendwann habe ich alles in eine Cloud gehievt, damit es nicht wegkommt. So kann ich jetzt schön sehen, was ich zum Beispiel vor vierzehn Jahren für einen Quatsch geschrieben habe.
Da liegt noch eine Datei zu einem Krimi, Arbeitstitel „Der Affenkopf“. Mit dem Abstand der Jahre habe ich die achtzig Seiten, die ich damals geschafft habe, kürzlich noch einmal gelesen. Und nun weiß ich auch, warum ich damals nicht weiterkam mit dem Stoff. Mein Ermittler ist leider vollkommen nutzlos. Eine echte Null. Ja, irgendwie ganz nett, nicht dumm, aber ein Mann ohne Eigenschaften. Die treibenden Kräfte sind seine von allen unterschätzte Kollegin, sein Chef, der Mörder. So wird das nix. Wenn die Hauptfigur sich ohne weiteres von allen die Show stehlen lässt, ist sie ein Fall für den Papierkorb. Dort liegt sie nun auch und ruht in Frieden.
Ich brauche einen Rahmen
Mir ging es so wie vielen: Ich hatte meistens andere Dinge zu tun, als mich hinzusetzen und einen Roman fertigzuschreiben – Geld verdienen, Essen kochen, die Steuererklärung machen und was einem sonst noch alles einfällt. Vermutlich haben andere mehr Selbstdisziplin, aber ich brauche für größere Vorhaben, die viel Aufwand bedeuten, einen Rahmen. Zum Beispiel einen Abgabetermin. Hier fängt das Problem für Neu-Romanschreiber an: Wer keinen Verlag im Nacken hat, der auf das nächste Manuskript drängt, für den gibt es erst einmal keine Abgabetermine.
Während ich also dasaß, meine Zeit mit Geld verdienen, Essen kochen und Steuererklärung machen vertrieb und auf jemanden wartete, der mir einen Abgabetermin schenken mochte, wurde ich erhört: Der Emons Verlag schrieb gemeinsam mit der Mallorca Zeitung und der Literaturagentur Lianne Kolf einen Mallorca-Krimiwettbewerb aus. Mit ABGABETERMIN. Na, bitte. Damit kann ich arbeiten.
Weiter zu Teil 3: Wie schreibe ich einen Regionalkrimi? Figurenentwicklung - die Ermittler